DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
19.09.–14.10.2012
Ex-isto
Was wäre, wenn René Descartes den Kolonisator und Förderer der Naturwissenschaften, Moritz von Nassau, nach Brasilien begleitet hätte, fragt sich der Filmemacher und Künstler Cao Guimarães in seinem neusten Film. Frei nach dem in Brasilien verehrten Roman Catatau (1975) des Dichters Paulo Leminski folgen wir einem der Urväter der europäischen Philosophie an den Amazonas, wo er seine Forschungen zu Fragen der Geometrie und Optik unter dem Einfluss von halluzinogenen Kräutern aufnimmt. Laut Leminski stellt Catatau „den Irrtum der kartesianischen Logik in der Hitze dar, ein Emblem für das Scheitern des batavischen Projektes in den Tropen.“ Der atmosphärisch dichte und visuell beeindruckende Film Ex-isto ist daran anknüpfend eine philosophische und poetische Spekulation darüber, was Kunst, Wissenschaft und der menschliche Körper unter tropischem Einfluss bedeuten können. Guimarães hat einen außergewöhnlichen halb fiktionalen, halb dokumentarischen Film geschaffen: In langen Einstellungen und sorgfältigen Bildkompositionen erlebt der Zuschauer den großartigen Hauptdarsteller João Miguel in der Rolle des Philosophen, der sich durch die Landschaften und urbanen Räume Brasiliens treiben lässt.
Cao Guimarães
Cao Guimarães, Filmemacher und bildender Künstler, wurde 1965 in Belo Horizonte geboren, wo er lebt und arbeitet. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Museen und Galerien gezeigt, dazu zählen Tate Modern, Guggenheim Museum, MoMA, Gasworks, Frankfurter Kunstverein, Studio Guenzano, Galeria La Caja Negra und Galeria Nara Roesler. Er nahm an der 15. und 17. Kunstbiennale von São Paulo teil und seine Filme wurden auf vielen Filmfestivals gezeigt, u. a. in Locarno, Venedig, Sundance, Cannes und Rotterdam.