DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
19.09.–14.10.2012
O Castelo Resiste, O Livro de Raul
Zwei Begegnungen zwischen dem Experimentalfilmemacher Arthur Omar und dem 2011 verstorbenen Raul Ruiz, einem der wichtigsten Regisseure des lateinamerikanischen Kinos, sind Auftakt für Dialoge und gemeinsame Abenteuer, die in diese dokumentarischen Allegorien münden.
O Castelo Resiste, gedreht in Omars Wohnung in Rio de Janeiro, dokumentiert ein Gespräch mit dem chilenischen Filmemacher Ruiz über Manipulation, Hyperthyreose, Giordano Bruno, Opfer, Träume, Simulatoren, Tunnel und Seelen und die Transformation eines Massakers in eine Landschaft, während beide fernsehen.
Es folgt mit O Livro de Raul eine Reise nach Chile, die neben anderen Schauplätzen der gemeinsamen Unternehmung die beiden Filmemacher nach Free City in der Nähe von Ritoque führt, einer Kommune von Architekten und Künstlern, die als notwendige Grundlage jeglicher Konstruktion den „poetischen Akt“ ansehen. „Sie sagen: ‚Traditionelle Architektur beginnt mit einem reinen Plan, der sofort die Grenzen festlegt. Wir hingegen beginnen immer vom Zentrum aus, von der inneren Leere eines Raums und arbeiten uns dann in Richtung der Grenzen, aber berühren diese nie. Unsere Arbeit ist niemals fertig.‘ Und so ist dieser Film. Ein Film sollte so einfach sein, wie man die Fahrspur auf einer Autobahn wechseln kann.“ (Arthur Omar)
Arthur Omar
Arthur Omar ist einer der vielseitigsten Künstler und Experimentalfilmemacher Brasiliens, der seit den 1970er Jahren in seinen Dokumentar-filmen, Fotografien, Texten und Videoinstallationen neue Methoden der Visuellen Anthro-pologie entwickelt. Sein Film Triste Trópico (1974) gilt als Klassiker des brasilianischen Kinos. An der Biennale in São Paulo nahm Omar zweimal teil und das MoMA widmete ihm 1999 eine umfassende Retrospektive seiner Filme und Videos. Omar veröffentlichte mehrere Bücher über Fotografie und Theorie, u. a. Antropologia da Face gloriosa (1997), O Esplendor dos Contrários (2002) und Viagem ao Afeganistão (2010, mit einem Vorwort von Antonio Negri).