DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
19.09.–14.10.2012
Combat Chorus, Cavalos de Goethe
Arthur Omar schuf in bildgewaltigen Kompositionen zwei filmische Auseinandersetzungen mit dem Krieg, die auf Filmmaterial beruhen, das Omar Anfang 2002 und damit unmittelbar nach den Bombardements in Afghanistan aufnahm.
Während das Augenmerk in Combat Chorus auf einer Chorprobe liegt, zeigt der Film Cavalos de Goethe ein Buzkashi-Spiel – ein über Jahrhunderte tradierter Wettstreit, bei dem zwei Gruppen von Reitern um den verstümmelten Kadaver eines Ziegenbocks kämpfen. Der experimentelle Dokumentarfilm zeigt Bilder von Männern auf Pferden in einem gefährlichen Spiel, die mittels Spezialeffekten wie in der Zeit schwebend ins Bild kommen, Bilder, in denen sich der ewige Kampf zwischen Licht und Finsternis, Geschichte und Vergessen, Horror und Ekstase verkörpert. Die Manipulation der Geschwindigkeit der Originalbilder (ihre Alchemie) offenbart uns eine neue Bedeutung des alten Krieges.
Die Gedichte Four Quartets von T. S. Eliot, das 2. Streichquartett von Morton Feldman, Goethes Farbenlehre und ein rätselhaftes Gedicht auf Dari, der in Afghanistan gesprochenen Sprache, fließen ein in eine Meditation über die Zeit und die politische Natur der Wahrnehmung.
Arthur Omar
Arthur Omar ist einer der vielseitigsten Künstler und Experimentalfilmemacher Brasiliens, der seit den 1970er Jahren in seinen Dokumentar-filmen, Fotografien, Texten und Videoinstallationen neue Methoden der Visuellen Anthro-pologie entwickelt. Sein Film Triste Trópico (1974) gilt als Klassiker des brasilianischen Kinos. An der Biennale in São Paulo nahm Omar zweimal teil und das MoMA widmete ihm 1999 eine umfassende Retrospektive seiner Filme und Videos. Omar veröffentlichte mehrere Bücher über Fotografie und Theorie, u. a. Antropologia da Face gloriosa (1997), O Esplendor dos Contrários (2002) und Viagem ao Afeganistão (2010, mit einem Vorwort von Antonio Negri).